RWT-Webinar: VSME – Die Möglichkeit zur freiwilligen Nachhaltigkeitsberichterstattung im Mittelstand
Die RWT-Experten Alexander-David Greeb und Susanne Seifert informierten im Webinar über die aktuellen Entwicklungen zur Nachhaltigkeitsberichterstattung. Anlass sind die Vorschläge der EU-Kommission im Rahmen des sogenannten Omnibus-Pakets.
Ziel des Omnibus-Pakets ist es, Überschneidungen, unverhältnismäßige Vorgaben und bürokratischen Aufwand zu reduzieren. Insbesondere kleinere und mittlere Unternehmen (KMU) sollen entlastet werden. Die Änderungen betreffen unter anderem den Anwendungsbereich der Berichtspflicht, Fristen sowie Klarstellungen zu bestimmten Berichtspflichten, ohne jedoch den grundsätzlichen Übergang zu mehr Nachhaltigkeit in der Unternehmensberichterstattung in Frage zu stellen. Bereits beschlossen wurde die Anwendung der Berichtspflichten nach CSRD für große Unternehmen (im Sinne der Bilanzrichtlinie) (Welle 2) und für börsennotierte KMU (Welle 3) um zwei Jahre zu verschieben, sodass die erstmalige Berichtspflicht für große Unternehmen (im Sinne der Bilanzrichtlinie) erst für das Geschäftsjahr 2027 gilt. Unter anderem vorgeschlagen wurde von der EU-Kommission, dass die Schwellenwerte für die verpflichtende Anwendung der ESRS auf Unternehmen mit mindestens 1.000 Beschäftigten und entweder einem Umsatz von über 50 Mio. Euro oder einer Bilanzsumme von über 25 Mio. Euro angehoben werden. Der Vorschlag wird im politischen Spektrum auf EU-Ebene und in den Mitgliedstaaten derzeit kontrovers diskutiert.
Bereits 2024 wurde von der EFRAG als freiwilliger Berichtsstandard für nicht kapitalmarktorientierte KMU der VSME-Standard entwickelt. Der Standard ermöglicht Unternehmen unterhalb der Schwellenwerte der CSRD eine strukturierte, ressourcenschonende Nachhaltigkeitsberichterstattung. Ziel ist es, eine einheitliche Datengrundlage zu schaffen, die gleichzeitig die Erwartungen von Kunden, Banken und Investoren erfüllen soll.
Im Webinar wurden Aufbau und Inhalte des VSME-Standards vorgestellt. Er umfasst ein Basis-Modul für Kleinstunternehmen sowie ein erweitertes Modul für kleine und mittlere Unternehmen mit insgesamt rund 100 Datenpunkten für die Nachhaltigkeitsberichterstattung. Der Fokus liegt auf den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG). Die RWT-Experten stellten heraus, dass der freiwillige Standard insbesondere für KMU eine pragmatische Option zur strukturierten Offenlegung von Nachhaltigkeitsinformationen bietet – sowohl im eigenen Interesse als auch zur Erfüllung indirekter Anforderungen entlang der Lieferkette (Trickle-Down-Effekt). Die Zielgruppe zur Anwendung des VSME-Standards kann durch das Omnibus-Paket noch deutlich anwachsen, sollten die vorgeschlagenen Schwellenwerte entsprechend angehoben werden.
Ein weiterer Fokus des Webinars lag auf den praktischen Anforderungen an die Erstellung einer Treibhausgas-Bilanz, die stets Bestandteil eines Nachhaltigkeitsberichts (unabhängig vom zugrundeliegenden Standard) ist. Anhand eines Beispiels wurden die Schritte zur THG-Bilanzierung erläutert und Empfehlungen für die Umsetzung im Unternehmensalltag gegeben.